Ess-Brech-Sucht und Bulimie: Gibt es einen Unterschied?
Sind “Bulimie” und “Ess-Brech-Sucht” einfach nur verschiedene Namen für dieselbe Krankheit, oder gibt es einen Unterschied? Wenn du zu diesem Thema recherchierst, tauchen beide Begriffe auf und es ist nicht immer klar, ob sie auch dasselbe meinen.
In diesem Artikel möchte ich die beiden Bezeichnungen etwas genauer betrachten und erklären, wie sie zusammenhängen und worin sie sich unterscheiden.
Was ist Bulimie?
Bulimie, auch bekannt als Bulimia nervosa, ist eine ernsthafte Essstörung, die durch einen Zyklus von Fressattacken und Gegenmassnahmen wie Erbrechen, Abführmittel, übermäßigem Sport etc. gekennzeichnet ist.
Sie ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Erkrankung, die oft mit einer verzerrten Körperwahrnehmung, hohem Perfektionismus, Druck und einem starken Kontrollbedürfnis verbunden ist. Forschungen zeigen, dass genetische, biologische, umweltbedingte und psychosoziale Faktoren zur Entwicklung von Bulimie beitragen können, darunter familiäre Prädispositionen, traumatische Erlebnisse oder der Einfluss von Medien und Kultur.
Was ist Ess-Brech-Sucht?
Der Begriff „Ess-Brech-Sucht“ ist weniger geläufig und wird oft als Synonym für die Bulimie verwendet. Er beschreibt ein ähnliches Verhalten oder Krankheitsbild, das in den meisten Fällen mit Bulimie einhergeht: das zyklische, exzessive Essen, gefolgt von herbeigeführtem Erbrechen, um die viel zu grosse Menge an Kalorien wieder loszuwerden.
Nach meiner Meinung beschönigt der Begriff “Ess-Brech-Sucht” die Situation, denn in der Realität handelt es sich hier eher um ein “Fressen und Kotzen”. Es ist nicht so, dass du in dieser Sucht gesittet eine Mahlzeit zu dir nimmst und dich danach erbrichst, weil du dich vielleicht übergessen hast. Du frisst viel mehr riesige Mengen an Lebensmitteln in dich rein, um sie danach wieder auszukotzen. Dennoch beschreibt die Bezeichnung “Ess-Brech-Sucht” für mich ziemlich eindeutig eine Bulimie-Erkrankung.
Der Begriff wird häufig von Betroffenen oder Angehörigen verwendet, wenn sie anfangen zu begreifen, dass ein Problem existiert, aber die Zuordnung zum Begriff “Bulimie” vielleicht noch nicht vollständig hergestellt ist bzw. noch nicht gesehen werden will oder kann.
Es ist wichtig zu verstehen, dass „Ess-Brech-Sucht“ keine offizielle medizinische Diagnose ist, sondern eher eine umgangssprachliche Beschreibung des zwanghaften Verhaltens, das auch für die Bulimie typisch ist.
Wie heisst der Fachbegriff für Ess-Brech-Sucht?
Obwohl beide Begriffe oft austauschbar verwendet werden, ist es wichtig zu wissen, dass „Bulimie“ der medizinische Fachbegriff ist, der bestimmte diagnostische Kriterien umfasst. Ärzte und Therapeuten verwenden „Bulimie“ oder „Bulimia nervosa“, um eine spezifische Diagnose zu stellen und um entsprechende Behandlungspläne zu entwickeln.
Die Bezeichnung „Ess-Brech-Sucht“ wird in der Alltagssprache verwendet, um das Gefühl des Zwangs oder der Sucht nach dem Zyklus des Essens und Erbrechens zu beschreiben.
Diese Ausdrucksweise kann für einige Betroffene sehr passend für ihre Situation sein, allerdings deckt sie nicht den vollen medizinischen und psychologischen Umfang der Bulimie ab.
Bei Bulimie kann es auch durch andere Massnahmen zu einer Kompensation der aufgenommenen Kalorien kommen, um eine Gewichtszunahme zu vermeiden, z. B. durch Missbrauch von Abführmitteln oder Appetitzüglern, Fasten oder exzessiver körperlicher Betätigung. In den meisten Fällen ist jedoch manuell herbeigeführtes Erbrechen das Mittel der Wahl.
Der Begriff “Sucht” in “Ess-Brech-Sucht” verdeutlicht die Ernsthaftigkeit der Sache. Denn genau wie bei einer Alkohol- oder Drogenabhängigkeit haben die Betroffenen die vollständige Kontrolle über ihr Handeln verloren und leiden unter Suchtdruck und/oder nachlassender Konzentration sowie unter einschränkendem Gedankenkreisen rund um dieses Zwangsverhalten, wenn sie ihre Abhängigkeit über einen gewissen Zeitraum nicht ausleben können.
Es ist ein absolut zwanghaftes Verhalten, nichts im Körper zu lassen – viele Frauen, die ich begleite, kotzen nach jeder Mahlzeit – egal, ob nach einer Fressattacke, einer “normalen” Mahlzeit oder sogar nur nach einem Apfel.
Wie kommt es zu einer Ess-Brech-Sucht bzw. Bulimie?
Als Ursachen für Ess-Brech-Sucht bzw. Bulimie können ganz unterschiedliche Faktoren in Betracht kommen.
Dazu zählen biologische und körperliche Aspekte, wie genetische Veranlagungen oder regelmässige Diäten. Hinzu kommen traumatische Erlebnisse wie Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung in der Kindheit. Ebenfalls können bestimmte Persönlichkeitsmerkmale relevant dafür sein, darunter z. B. ein niedriges Selbstwertgefühl, Perfektionismus, Vergleich, Bewertung oder eine ausgeprägte Sorge um das eigene Aussehen und Gewicht. Familiäre Risikofaktoren wie z. B. eingeschränkte und/oder stark kontrollierte und bewertende Essgewohnheiten, das Vorkommen von Essstörungen bei anderen Familienmitgliedern oder ein starker Fokus und Kontrolle über Gewicht und Aussehen spielen ebenfalls eine Rolle. Nicht zu vergessen sind gesellschaftliche Faktoren, insbesondere vorherrschende Schönheitsideale.
Ausführliche Information zu diesem Thema findest du in meinem Artikel “Welche Ursachen kann Bulimie (Ess-Brech-Sucht) haben?”
Macht eine Unterscheidung zwischen Bulimie und Ess-Brech-Sucht Sinn?
“Bulimie” ist der offizielle Begriff für die Krankheit, während “Ess-Brech-Sucht” eine umgangssprachliche Bezeichnung ist und nicht alle Aspekte der Erkrankung abdeckt. Gemeint ist jedoch in den meisten Fällen dasselbe.
Obwohl „Bulimie“ und „Ess-Brech-Sucht“ oft als Synonym verwendet werden, ist "Bulimie" bzw. “Bulimia nervosa” der medizinisch korrekte Begriff und beschreibt die Krankheit in ihrem ganzen Umfang und Ausmass.
Es ist wichtig, dass sowohl du als auch die Menschen in deinem Umfeld die Erkrankung ernst nehmen und verstehen, dass sie mehr als nur ein Kontrollverlust über das Essverhalten ist, sondern viel tiefer liegende psychische Ursachen hat.
Hilfe bei Bulimie/Ess-Brech-Sucht
Egal, wie du die Krankheit bezeichnest, eines gilt immer: Je früher du dir Hilfe suchst, desto leichter lässt sich die Bulimie überwinden. Es ist wichtig, dass du dir jemanden an die Seite holst, der dich versteht, den Weg selber gegangen ist und weiss, welche Schritte du auf dem Weg aus der Bulimie gehen darfst, damit du wieder richtig frei, erfüllt und selbstbestimmt das Leben, deinen Körper und das Essen geniessen kannst.
Ich selbst war fast 20 Jahre lang in der Bulimie gefangen und weiss genau, wie du dich fühlst (hier findest du meine ganze Geschichte). Seit ich meine Erkrankung im Jahr 2004 überwunden habe, führe ich endlich ein freies, entspanntes und glückliches Leben und habe seitdem bereits mehr als 400 Frauen auf dem Weg aus der Bulimie begleitet.
Wenn du dazu bereit bist, den ersten Schritt aus dem Teufelskreis der Bulimie zu machen, buche dir jetzt gleich einen Termin für dein einmalig kostenloses Freiheitsgespräch. Wir schauen uns gemeinsam an, wo du gerade stehst, welche Möglichkeiten es gibt und wie wir dich auf deiner Reise zurück ins Leben am besten unterstützen können:
Mein Team und ich freuen uns darauf, dich kennenzulernen.
Auch für Angehörige finden regelmässig Calls statt. Hier findest du weitere Infos dazu.
Von Herzen alles Liebe
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